Kunst: Im Mannheimer Museum Bassermannnhaus beschäftigen sich Elke Mohr und Ingeborg Lockemann
in der Reihe „Welcome Back“ mit dem Thema „Ideale“


Zwischen Steinzeit und Kanzleramt I
Von unserer Mitarbeiterin Christel Heybrock

Da sitzen zwei Personen, eingemummelt in Mantel und Mütze, in der Höhlung einer Findlingsgruppe und gucken ins Innere,
vermutlich gegen die Innenwand eines weiteren Felsblocks. Da man sie nur von hinten sieht, rätselt man, was sie da machen und warum.
Suchen sie Schutz? Beten Sie? Erzählen sie sich Geheimnisse, die keiner hören darf?
Auf anderen Fotos guckt man über ihre Lammfellmützen hinweg auf eine Gebirgslandschaft oder in ein Museum mit (unscharfen) Gemälden
an der Wand.
Auf einem Video rezitiert ein älterer Mann unter einer Ludwigshafener Autobahnbrücke eine (scheußlich rassistische) Ballade von Ludwig Uhland,
auf einem anderen bewegt sich ein Porzellanelefant unter Trompetengewürge durchs Gras.
Und schließlich treten zwei in elegantes Weiß gekleidete Damen im Berliner Kanzleramt auf, während draußen zwei Saboteurinnen in
Schwarz über die Wiese robben.
Elke Mohr und Ingeborg Lockemann fordern im Mannheimer Bassermann-Museum den Besuchern einiges Nachdenken ab -
was man mit Gewinn einlöst, wenn man weiß, worauf die in Berlin lebenden Akteurinnen abzielen.
...
Ihre Schau heißt "Ideale" und darum geht es: Welche Bedeutung haben für uns noch Mythen, historische Kulturleistungen und Ideale?
Empfinden wir noch die archaische Funktion etwa von Findlingen, sind die grandiosen Landschaften der romantischen Maler mehr als Kulissen?
Dabei entwickeln die Künstlerinnen mitunter latenten Witz, so bei einer Bodeninstallation aus Pappmachéklumpen, auf denen 1-Euro-Gegenstände stehen:
Als Schatten an die Wand geworfen, sehen die banalen Dinge aus wie bewaldete Gebirgsmassive - und die Stimme, die den Elefanten imitiert,
ist ebenso wenig echt wie dieser selbst.
Wie weit haben wir mit den Banalitäten in unserm Kopf die Realität eingeebnet?
Was kann man als Künstler noch bewirken?
Zumindest, dass uns diese Fragen bewusst werden.

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 07.04.2011